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Fabio

Astrophotographer & Traveller

Abwesenheit & Rückkehr

Eine lange Zeit ist vergangen, und besonders am Anfang erreichten mich unzählige Nachrichten von Freunden, Bekannten und Followern. Sie fragten, wo ich sei, warum ich nicht mehr fotografiere, ob wir uns wieder einmal zu einer gemeinsamen Fototour treffen könnten. Diese besorgten und neugierigen Anfragen haben mich berührt. Um es kurz zu fassen: Ich habe eine Pause gemacht. Doch diese kurze Erklärung wird der Komplexität meiner Reise und der Tiefe meiner Erfahrungen nicht gerecht.

In Wahrheit war es mehr als nur eine Pause. Ich verstehe, dass diese Zeit der Abwesenheit Fragen und Sorgen aufgeworfen hat. Doch diese Phase war notwendig, um mich selbst neu zu entdecken und meine Leidenschaft für die Fotografie in ihrer reinsten Form wieder zu entfachen. Ich habe tatsächlich nie wirklich aufgehört, Bilder zu machen; vielmehr habe ich sie für mich gemacht, fernab von der öffentlichen Bühne und dem Druck, ständig präsent zu sein.

Mein „Rückzug“ begann am 16. März 2020. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch voller Energie und Tatendrang, mit zahlreichen Projekten, die für das Jahr geplant waren. Im Mai sollte es nach Portugal in die malerische Algarve gehen, und im Juni nach Teneriffa. Die Flüge und Hotels waren bereits gebucht, und die Vorfreude auf diese Reisen war immens. Besonders begeistert war ich jedoch von der bevorstehenden Reise nach Lappland, die für den 17. März geplant war. Wir hatten eine traditionelle Holzhütte bei Freunden vor Ort gemietet, und die Wetterlage in Finnland war stabil, mit großartigen Chancen auf Polarlichter.

Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Einen Tag vor unserem Abflug, am 16. März, wurde in der Schweiz der erste Lockdown verhängt, gefolgt von ähnlichen Maßnahmen in Finnland und praktisch weltweit. Wir erinnerun uns alle daran. Meine Stimmung sank auf einen Tiefpunkt, und wir alle waren von Unsicherheit und wiederkehrenden Nachrichtenberichten über die Pandemie umgeben, die ständig immer wieder die gleiche Leier runter ratterten. Die Situation schien sich nicht so schnell zu ändern, und die „Maßnahmen“ schienen lange in Kraft zu bleiben.

In dieser ungewissen Zeit bestand meine Hauptbeschäftigung darin, die Kosten für die Flüge und Hotels zurückerstattet zu bekommen. Dies war jedoch alles andere als einfach und kostete mich viele Nerven. Es war ein mühsamer Prozess, aber nach einigen Monaten wurde mir schließlich alles zurückerstattet – eine beträchtliche Summe Geld. Doch sie konnte den emotionalen Verlust und die verpassten Erlebnisse nicht aufwiegen.

Diese Phase des Stillstands war für mich eine Zeit der Enttäuschung und des Innehaltens. Die Pläne, die ich mit so viel Enthusiasmus geschmiedet hatte, waren zunichte gemacht worden. Doch inmitten dieser Herausforderungen begann ich, neue Wege zu finden, um mit der Situation umzugehen und mich wieder neu zu orientieren. Es war der Beginn einer Reise zu mir selbst, die letztlich tiefgreifende Veränderungen und Erkenntnisse mit sich brachte. Besonders aufgrund des Verhaltens der Menschen, die aus meiner Sicht vielfach eine hässliche Fratze zum Vorschein brachten, die ich nicht für möglich hielt. Die Geschichte wiederholt sich leider doch immer wieder.

Doch was nun? Die Lage beruhigte sich allmählich, und einige Lockdowns wurden gelockert. Doch in den folgenden Jahren breitete sich eine surreale Atmosphäre aus. Schnell bemerkte ich, wie sich die Gesellschaft zu spalten begann. Wo einst langjährige Freundschaften bestanden, entwickelten sich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten erbitterte Feindschaften. Es war schmerzhaft zu sehen, wie Menschen, die sich zuvor nahestanden, plötzlich auf unterschiedlichen Seiten standen.

Inmitten dieses Chaos war ich dankbar, dass ich stets das Gefühl hatte, nicht daran teilzunehmen. Vielmehr fühlte ich mich wie ein stiller Beobachter, der das traurige Treiben aus einer erhöhten Position betrachtete, ohne zu wissen, ob er darüber lachen oder weinen sollte. Diese Krise verschonte niemanden, und auch in mir löste sie Veränderungen aus.

Meine Reaktion bestand darin, mich langsam aber sicher von den sozialen Medien zu verabschieden. Anfänglich postete ich noch gelegentlich eine Story auf Instagram oder ein Foto in einer Facebook-Gruppe, doch der Reiz war verschwunden. Die digitalen Plattformen, die einst so viel Freude und Inspiration boten, hatten ihre Anziehungskraft verloren. Es dauerte nicht lange, bis ich mich vollständig zurückzog.

Dieser Rückzug war eine bewusste Entscheidung, eine notwendige Pause, um wieder zu mir selbst zu finden. Ohne die ständige Flut an Informationen und Meinungen konnte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren und in die Ruhe und Stille eintauchen, die ich so dringend brauchte. Es war eine Zeit der Reflexion und des inneren Wachstums, die mir half, Klarheit zu gewinnen und neue Perspektiven zu entwickeln.

Doch nun zurück zu meinem Anfangsmonolog. Obwohl die Anfragen, wo ich denn sei und warum ich nicht mehr fotografiere, nach und nach weniger wurden und schließlich verstummten, habe ich nie wirklich aufgehört zu fotografieren. Während dieser Zeit war ich viel innerhalb der Schweiz unterwegs, entdeckte neue Orte und widmete mich meiner Leidenschaft weiter.

Mental befand ich mich jedoch in einer anderen Ära, in den 80er oder 90er Jahren, und lebte so, als gäbe es keine Handys, kein Social Media, kein Internet – so wie es lange Zeit tatsächlich war. Hand aufs Herz, war es nicht eine unglaublich tolle Zeit, nicht ständig auf das Smartphone zu schauen und permanent erreichbar zu sein? Diese Einfachheit und Unmittelbarkeit des Lebens wollte ich wieder zurück. Nicht nur, um den täglichen negativen Nachrichten zu entfliehen, sondern um zu mir selbst zurückzukehren, zu meinen Wurzeln.

So legte ich auch meine Workshops und Fotoreisen vorerst auf Eis. Es schmerzte, die vielen Emails und Anfragen für Workshops ablehnen zu müssen, doch es war notwendig. Ich wollte, musste und durfte wieder Zeit für mich selbst haben – ohne Handy, ohne schlechte Nachrichten, ohne Rechtfertigungen. Einfach nur sein.

Natürlich war ich nicht ununterbrochen unterwegs und fotografierte nicht wie zuvor ständig. Ich ging es langsamer an und erlaubte mir auch, manchmal mehrere Monate lang gar nicht zu fotografieren. Diese langsame Herangehensweise gab mir die Möglichkeit, tief durchzuatmen und meine kreative Energie auf eine neue, kraftvolle Weise zu sammeln.

Meine Frau und ich haben in den letzten Jahren viel Zeit und Energie investiert, um ihre Fotoshootings voranzutreiben. Sie hat sich einen lang gehegten Traum erfüllt und ein großes, wunderschönes Fotostudio eröffnet. Wir haben gemeinsam alles eingerichtet, zahlreiche Projekte geplant und ihre Webseite komplett neu aufgebaut. Sogar eine kleine Werkstatt haben wir bei uns zu Hause eingerichtet, um all die Requisiten zu basteln, die sie für ihre Shootings benötigt. Als gelernter Schreiner habe ich unzählige Stunden damit verbracht, diese Requisiten zu bauen und ihr kreatives Umfeld zu gestalten.

Wir schreiben nun das Jahr 2023, und in dieser Zeit habe ich kaum mehr fotografiert. Unsere gesamte Aufmerksamkeit galt den Fotoshootings von Elena, die sich prächtig entwickelten. Ihr Studio florierte, und sie hatte eine gute Buchungsrate mit einer treuen Stammkundschaft. Kein Wunder, denn sie erschafft wahre Kunstwerke, die mich immer wieder in Staunen versetzen. Ihr unglaubliches Talent ist unbestreitbar.

Währenddessen brauchte ihre Webseite ständig neuen Content, eine Aufgabe, die größtenteils ich übernahm. Meine eigene Webseite vernachlässigte ich dabei vollständig, so sehr war ich in unsere gemeinsamen Projekte vertieft. Eines Tages bemerkte ich, dass meine Webseite gehackt worden war. Ich hatte keinen Zugriff mehr und musste beim Hoster die Löschung der Seite veranlassen.

Doch trotz dieser Herausforderungen war meine Leidenschaft für die Astrofotografie nie erloschen. Es glühte in mir weiter, und mit der Zeit entfachte es sich wieder. Ich begann, kleinere Wanderungen zu unternehmen und meine Kamera mitzunehmen. Social Media blieb weiterhin tabu für mich, und ich hatte überhaupt kein Interesse daran. Ich fotografierte hauptsächlich für mich selbst.

Vor allem meine ursprüngliche Liebe, die Deep-Sky-Astrofotografie, kehrte zurück. Ich reorganisierte mein verstaubtes Equipment, machte einige Upgrades und begann erneut, nachts an dunkle Orte zu gehen und die Sterne zu fotografieren. Es war eine unglaubliche Erfahrung, als würde ich wiederentdecken, was mir in den vergangenen Jahren so sehr gefehlt hatte.

Meine Webseite war zwar verschwunden, aber das war für mich in Ordnung. Zwar vermisste ich die vielen Blogeinträge, die ich über die Jahre geschrieben hatte, doch das Wichtigste waren die Erinnerungen, die in mir lebten. Diese Erinnerungen sind es, die wirklich zählen.

Ich habe meine Webseite von Grund auf neu aufgebaut und befinde mich noch immer in der Aufbauphase. Dabei habe ich mein Angebot drastisch reduziert und werde mich künftig ausschließlich auf 1:1 Coachings im Bereich Milky Way und Deep Sky konzentrieren. Gruppen-Workshops und Fotoreisen wird es nicht mehr geben. Ich bin sehr erfreut darüber, dass direkt nach der Neulancierung meiner Online Präsenz einige Coachings gebucht wurden.

Während dieser Zeit habe ich nicht nur mein Geschäft neu ausgerichtet, sondern auch wertvolle neue Erkenntnisse gewonnen, über die ich hier nicht im Detail sprechen werde. Gleichzeitig haben meine Frau Elena und ich nebenbei erfolgreich ihr Fotografie-Business aufgebaut. Ihr könnt gerne einen Blick auf ihre Seite werfen unter: www.elenafrizler-photography.com

Es war eine herausfordernde Zeit, bedingt durch die Krise, aber für mich persönlich war sie perfekt. Inzwischen bin ich wieder vollständig im Fotografieren aufgegangen und plane demnächst auch wieder Reisen außerhalb der Schweiz. Nur wird es eben niemand erfahren. Möglicherweise werde ich auch wieder in den sozialen Medien aktiv sein und sicherlich den ein oder anderen Blogeintrag auf meiner Webseite veröffentlichen, aber alles in einem minimalistischen Rahmen. Die Zukunft gehört jedoch definitiv mir und meiner geliebten Seelenverwandte.

Love & Peace
Fabio

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