Sächsische-Schweiz-saxony-germany-basteibrücke

Wir waren wieder mal unterwegs in der wundervollen Herbstzeit mit all den Traumfarben und die tiefstehende Sonne. Da wir unbedingt wieder mal eine liebe Person treffen wollten, entschieden wir uns ganz klar für die Sächsische Schweiz direkt an der tschechischen Grenze. Und wir hatten so unglaublich viel Spaß! Aber zuvor ging es zur „Lord oft he Rings“ Brücke…

Wir fuhren am späten Abend los, denn es sind 8 Stunden Autofahrt und über Nacht fährt es sich einfach besser. Es ist ein Irrglauben zu denken dass die Autobahn in der Dunkelheit gefährlicher ist. Im Gegenteil, die Strassen waren fast leer und man konnte sich die übermüdende Konzentration auf Rowdys und Raser sparen. Eine gemütliche Fahrt lag vor uns… Augenscheinlich. Irgendetwas muss sich ja immer zu uns gesellen um das Adrenalin hoch zuhalten. Diesmal in Form eines metallischen Geräusches am vorderen linken Rad. Sofort habe ich ein wenig abgebremst und die Soundeffekte verursachten bei mir ein Gefühl, wie Fingernägel auf einer Wandtafel. Es war ein eindeutiges Schleifen von Eisen auf Eisen. Man muss kein Automechaniker sein um zu merken was da grade los ist. Also hieß es nun Bremsen schonen, langsam fahren und mit der Kupplung arbeiten um zu verlangsamen. Wir Schlichen also auf der rechten Spur, langsam hinter den LKW´s hinterher und aus den knapp 8 Stunden wurden dann gute 10 stunden Autofahrt. Kurz vor dem Ziel, überwältigte mich eine ungeheure Müdigkeit. Zwar musste ich mich nicht wie erwähnt auf andere Autos konzentrieren, dafür aber auf die neu hinzugekommene Geräuschkulisse und das raubte mir die Kraft. Ich war sehr Froh dass ich genügend Zeit eingeplant habe, denn so sind wir trotz Verspätung, rechtzeitig angekommen und wir konnten uns sogar ein Stündchen Schlaf gönnen, bevor dann die Morgendämmerung hereinbrach. Die Rakotzbrücke war unser erstes Ziel, eigentlich quasi ein Abstecher da es auf dem Weg lag. Ein ganz besonders schönes Bauwerk dass unter Denkmalschutz steht und umgeben ist vom wundervollen Rhododendronpark und dem spiegelglatten Wasser. Der große Parkplatz liegt nur 5 Minuten Gehweg von der Brücke entfernt und mit 2 Euro Parkgebühr für 2 Stunden, für uns Schweizer natürlich nicht der Rede wert. Wir machten uns also parat und es war richtig kalt. Teilweise verstärkte sich das frieren selbstverständlich auch wegen unserer Müdigkeit, aber auch weil eine hohe Luftfeuchtigkeit in der Luft lag. Beim loslaufen dämmerte es auch schon langsam aber sicher und wir konnten nun im trüben Morgenlicht auch erkennen, dass die Bäume schon sehr herbstlich aussehen. Knallige rote Farben in Symbiose mit orangen und gelben Farbtönen. Traumhaft und bald können wir einige fotografischen Ideen umsetzen.

Aber die Freude währte nicht lange als ein riesiges Schild kurz davor warnte. Ich hatte eine böse Vorahnung, also habe ich das Schild einfach ignoriert.. Nein ich lese dich nicht, du kannst mich mal 😀

Aber es hat alles nichts genutzt. Der Anblick war grauenvoll!

Das Wasser wurde ausgepumpt und anstelle dessen war einfach ein riesiges Schlammloch, überall lagen Baumaterialien rum, die gesamte Umgebung war eingezäunt, Sogar an der Brücke selbst wurden vereinzelt ein paar Gerüste installiert und alle paar Meter haben Sie Informationsschilder aufgestellt um dem verdutzten Besucher klar zu machen was hier los ist: Du bist hier NICHT Willkommen!

Quatsch… es sind Restaurationsarbeiten im Gange bis frühestens 2020, wahrscheinlich eher später. Tja was soll ich jetzt sagen, da waren wir nun und da wir unglaublich positive Menschen sind, haben wir auch gelacht, was willste sonst machen. Wir schauten uns zwar noch ein wenig um, ob es irgendwo doch noch irgendeine Perspektive gibt, die einige Detailaufnahmen ermöglichen könnten, aber keine Chance. Wir liefen zurück zum Auto und suchten die nächste Tankstelle auf, die sich nur einige Minuten entfernt befand. Wir brauchten nun etwas zum Frühstück, bevor es weiterging.

Das nächste Ziel war also die Basteibrücke in der sächsischen Schweiz. Äußerst behutsam fuhren wir ca. 90 Minuten mit dem Auto bis zum Parkplatz der zur Bastei der fast ganz nach oben führt. Dort wurden wir erneut überrascht von zwei Parkwächter, die den Platz abgesperrt haben. Alles voll, kein Platz mehr. Ist irgendwie auch logisch Samstag morgen um 10 Uhr, in der Ferienzeit, bei schönstem Herbstwetter. Wir müssen wieder ein Stück runterfahren zum ersten Parkplatz und dann hochlaufen oder den Shuttlebus für 1.50 Euro nehmen. Laufen kam mit unserer überschüssigen Kraft nicht in Frage und waren dankbar für den Bus. Doch zunächst mussten wir was kleines Essen und nochmals ein wenig schlafen, bis dann ein paar Stunden später die liebe Aline eintrudelte und wir dann gemeinsam mit dem Bus nach oben fuhren.

Der weg zur Bushaltestation bzw. den oberen Parkplatz bis zur Bastei sind lediglich 10 Minuten Fussweg und leicht zu bewältigen. Auf dem Weg dahin ist natürlich ein Imbissstand, Restaurants, Hotels und weitere Gaststätten anzutreffen und wir gönnten uns erstmal eine Currywurst, bevor wir dann nach einem kurzen Marsch die Basteibrücke erreichten.

Es hat zwar immer sehr viele Touristen, vor allem mitten am Tag. Aber diesmal war es doch ziemlich überfüllt und unsere Aufgabe für die nächsten Stunden bestand lediglich darin einen geeigneten Spot für den Sonnenuntergang zu finden. Ich wusste auch schon welchen aber ich wusste nicht wo er sich befand. Aline war in diesem Falle sehr hilfreich, da Sie die Gegend schon ein wenig kannte. Wen man von der Brücke aus Richtung Norden schaut. Über die Schlucht hinweg, sieht man einige Sandsteintürme die über die Baumkronen ragen. Mit dem Telezoom habe ich Ausschau gehalten und tatsächlich konnte ich die Aussichtsplattformen ausfindig machen. Dazu muss man einfach nur wieder zurück zu den Parkplätzen und von da aus den Waldweg nehmen der uns mit einem gemütlichen 15-minütigen Spaziergang durch den wunderschönen Wald beschenkt. Der erste Aussichtspunkt ist noch relativ gut besucht, zwar keine Massen, aber es befinden sich doch ein paar Wanderer da, auch Fotografen. Für den zweiten Aussichtspunkt läuft man einfach noch ein wenig weiter und diese Aussicht ist bombastisch, genau dahin wollte ich und da standen wir nun und waren überwältigt. 

Unsere Augen scannten die ganze Landschaft ab und unzählige Ideen erhoben sich in uns. Elena und Aline wollten gegenseitig ein paar Portraitfotos machen und ich hatte dann, bis auf 2-3 andere Wanderer, den ganzen Ort für mich. Das Licht war noch ein wenig zu grell und ich nutzte die Zeit dafür die Details zu erkunden, Perspektiven und Motive zu testen. Es gibt unendlich viele davon und das Licht wurde nun auch immer spannender. Die beiden Mädels merkten das dann auch schon ziemlich bald und wir positionierten an verschiedenen Standorte und ließen die Kameras heiß laufen.

Die Blaue Stunde brach relativ schnell herein und nachdem wir auch diese Lichtstimmung eingefangen hatten, machten wir uns langsam auf dem Rückweg. Ein wirklich wundervoller Ort und wir waren mehr als zufrieden mit den Ergebnissen. Beim Parkplatz wieder angekommen, merkten wir dass praktisch alle Leute verschwunden sind. Der Mainstream Tourismus verschwindet ziemlich sicher dann, wenn sich das schönste Licht offenbart. Wir entschieden uns also nochmals den Bus nach unten zu nehmen um mit den Autos dann wieder hoch zu fahren und gleich neben der Bastei zu parken. Denn wir würden auch hier im Auto übernachten, möglichst nahe an den Spots für den Sonnenaufgang.

Die Nacht war nun endlich da und über uns die ersten hellen Sterne. Leider ist der Ort nicht optimal für die Sternenfotografie. Über den Horizont ist schon recht viel Lichtverschmutzung von den umliegenden Städten. Aber vielleicht sind wir aus der Schweiz einfach nur verwöhnt. Jedenfalls habe ich noch ein paar Ideen im Kopf die ich auf der Basteibrücke umsetzen will. Doch zuvor gingen wir ins Panoramarestaurant der Bastei und haben uns mit einem fantastischen Essen verwöhnen lassen. Elena und Aline ganz stilbewusst mit einem köstlichen Putenbrustfilet überbacken mit Käse und Pilze und ich Schweeein… Schweinsmedaillon um genauer zu sein mit tonnenweise Gemüse um den Ausgleich zu Gesund wieder herzustellen 😀

In der frühen ersten Nachthälfte befanden wir uns dann auch schon wieder auf der Basteibrücke und ich versuchte dann ein paar Ideen umzusetzen, die sich meiner Meinung nach absolut gelohnt haben. Zwischendurch habe ich ein paar anderen Fotografen, die zufällig auch da waren, geholfen mit den Kameraeinstellungen und ein paar nette Gespräche geführt. Mittlerweile gesellte sich auch noch der Wind zu uns und als es uns dann auch noch fast die Stative um die Ohren pustete, entschlossen wir uns zurück zum Auto zu laufen und die vielen Eindrücke ausklingen zu lassen. Alle Aufnahmen waren im Kasten und müde aber zufrieden, stellten wir unsere Wecker und verbrachten eine mehr oder weniger ruhige Nacht.

Um 5 Uhr morgens standen wir schon wieder auf den beinen um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Wir entschieden uns nochmal den gleichen Ort wie am Abend zuvor zu besuchen, denn die Sonne geht im Osten auf und das Licht wird eine ganz andere Stimmung herbei zaubern. Wir hofften sehr dass ein paar Nebelschwaden unten im Tal ein wenig Dynamik ins Bild bringen konnten, aber die Nacht war zu warm und tatsächlich gab es kein bisschen Nebel. Man muss schon Glück haben und einige Male diesen Ort zu besuchen. Leider hatten wir nicht länger Zeit da zu bleiben, aber die Dämmerung versprach trotzdem eine traumhafte Lichtstimmung. Dort angekommen strahlte mich das Orion Sternbild direkt über der Bastei an und diesmal waren wir auch die einzigen vor Ort… erstmals. Der Wind war immer noch sehr stark und auf dem Weg hierher durch den Wald sind einige Dicke Äste über Nacht runtergefallen. Ganz ungefährlich war es nicht. Doch als die Sonne aufging und wir schon unzählige Bilder gemacht haben, legte sich auch der Wind wieder.

Ich könnte wochenlang an diesem Ort verweilen, es gibt noch soviel zu sehen, aber wir haben einen strikten Reiseplan und auch die anfängliche Enttäuschung an der Rakotzbrücke war nach all diesen unzähligen Fotos, inzwischen wie vergessen.

Da wir mein Auto ein wenig schonen wollten, ließen wir es auf dem Parkplatz stehen und luden unsere Sachen ins Auto von Aline, denn nun machten wir uns auf dem Weg um das Land zu verlassen. Wohin es uns getrieben hat, erfahrt Ihr im nächsten Blogbeitrag in ein paar Tagen.

Love & Peace
Fabio