Wie Ihr vielleicht schon auf Facebook lesen konntet, werde ich nächstes Jahr zwei große Reiseworkshops in der Wüste Liwa nähe Dubai durchführen, sowie auch bei den Lavendelfelder von Valensole in Frankreich. Auch spiele ich mit den Gedanken im spanischen Bilbao ein Projekt auf die Beine zu stellen... Ihr werdet es früh genug erfahren. Auf jeden Fall kommen wir nun zu einer kleinen Photoshop Lektion...

Als ich das erste mal in Bilbao war, habe ich Unmengen an schöne Orte besuchen können, mit traumhaften Lichtsituationen und unzähligen von Fotos. Genau an diesem Ort habe ich mich erstmals intensiver mit einer Fototechnik beschäftigt, die mich nun fast immer begleitet. Zwar gibt
es Situationen und Motive bei der es eher weniger nötig ist wie zum Beispiel Zoomaufnahmen oder auch reine Milchstrassenfotos mit wenig Vordergrund. Um es kurz zu machen... es geht um das "Fokus Stacking".

Ursprünglich eine Technik die besonders für die Makrofotografie unentbehrlich ist. Wer sich damit schon mal beschäftigt hat, wird sehr wohl wissen wie schwierig es ist eine durchgehende Schärfe mit einem Makroobjektiv bzw. Motiv zu erreichen. Der Autofokus kann man gleich mal vorneweg vergessen. In den Aufnahmen ist man erstmal erstaunt über die geringe Schärfentiefe. Auch das schließen der Blende auf f/22 bringt wenig, ganz im Gegenteil. Dadurch wird das Bild insgesamt
wieder unschärfer wegen der Beugungsunschärfe. Die Makrofotografie ist also eine Wissenschaft für sich und wir wollen uns jetzt auch nicht damit beschäftigen, obwohl das Prinzip das gleiche wie bei der Landschaftsfotografie ist, wenn auch weniger heftig.

In der Landschaftsfotografie haben wir ja vor allem den Wunsch oder den Ehrgeiz dazu, eine komplette Schärfe über das ganze Bild hinzubekommen. Also vom Vordergrund über den Mittelgrund bis hin zum Hintergrund. Dabei wird oft mit der sogenannten "Hyperfokalen Distanz" gearbeitet. Es ist der maximale Bereich, ein Foto von vorne bis hinten scharf abbilden zu können. Dazu gibt es Tabellen über diesen Fokuspunkt und ist komplett abhängig davon, welche Brennweite, Blende und Sensorgrösse dafür eingesetzt wird. Man kann diese Distanz Online berechnen lassen wie zum Beispiel hier:

Hyperfokale Distanz Online Tabelle

Oder auch über entsprechende Apps wie "DoF Calc" oder auch "HyperFocal".

Um auch mal ein Beispiel vorzuzeigen haben wir folgende Settings zur Verfügung. Eine Canon 5D3 (Vollformat), eine Brennweite von 16mm und eine Blende von 11. Das Ergebnis der hyperfokalen Distanz ist nun ca. 80 cm. Der Schärfentiefenbereich reicht mehr oder weniger etwa von der halben hyperfokalen Distanz bis unendlich aus. Wenn man nun auf den Punkt fokussiert, der etwa 80 cm von der Kamera entfernt ist, sollte man also von 40 cm bis unendlich, eine komplette Schärfe  gewährleistet haben... sollte.

Schwieriger wird es wenn man ein großes Spektrum des Vordergrunds hat, die Kamera knapp über dem Boden steht, ein weitwinkliges Objektiv benutzt und zu allem "Übel" dann auch noch ein Hochformat Foto erstellt. Da hilft auch die oben erklärte hyperfokale Distanz nicht mehr viel. Aber mit dem Fokus Stacking kann man eine Technik anwenden die wirklich durch und durch ein scharfes Bild kreiert. Lange Rede kurzer Sinn... Lasst uns mal anfangen 😀

Dazu werde ich Euch eine PSD zur Verfügung stellen mit einem Foto aus der Region Sonabia in Spanien. Auch hier wurde ein Fokus Stacking erstellt bestehend aus Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund.

Bevor wir mit der eigentlichen Technik an sich starten, würde ich Euch einen kleinen Tipp mit auf dem Weg geben. Nehmt erstmals eine kleine Entwicklung in Lightroom oder Camera Raw vor. Dabei könnt Ihr natürlich ziemlich frei nach Eurem Stil arbeiten, aber ganz besonders möchte ich Euch ans Herz legen die chromatische Aberration anzuwählen, damit die lästigen ro-lilanen Ränder am Bild verschwinden. Nun können wir anfangen.

Wie erwähnt habe ich 3 Schärfeebenen erstellt, also 3 Fotos. Diese werden in Photoshop als Ebenen geöffnet wie auf dem Bild ersichtlich und alle 3 Ebene müssen dabei auch markiert sein. Ihr könnt die Ebenen auch umbenennen wie ich es gemacht habe.

Danach geht Ihr links oben zum Menüpunkt "Bearbeiten" und wählt den Modus "Ebenen automatisch ausrichten"

Ein neues Fenster wird erscheinen, wo Ihr die verschiedenen Stacking-Parameter einstellen könnt. Meiner Erfahrung nach, macht Photoshop eine sehr gute Arbeit mit dem Punkt "Auto". Bei der
Vignettierungsentfernung könnt Ihr das Häckchen rausnehmen, jedoch empfehle ich zur zusätzlichen Präzision der Ausrichtung, die "Geometrische Verzerrung anzuwählen. Klickt dann ok um die Stacking Prozedur zu starten.

Nun haben wir ein sehr gut ausgerichtetes Bild und wenn man reinzoomt erkennt man auch schon die verbesserte Schärfe über das ganze Bild. Aber sie ist noch nicht ganz perfekt. Dafür fehlt ein ganz entscheidender Schritt denn wir als nächstes angehen. Wir werden uns um den, durch das Stacking entstandene Rand, erstmals auch nicht weiter drum kümmern. Das erledigen wir später.

Die Ebenen bleiben markiert und als nächstes gehen wir in das eigentliche Fokus-Stacking Menü um die ganze Magie entfalten zu können. Wir gehen nochmals zum Menüpunkt "Bearbeiten". Doch diesmal zum Modus "Ebenen automatisch überblenden".

Erneut taucht ein kleines Einstellungsfenster auf, dass uns dazu auffordert den Modus "Panorama" oder "Stapeln" anzuwählen. Natürlich wählen wir "Stapeln" und zusätzlich setzen wir ein Häkchen beim Punkt "Nahtlose Töne und Farben". Der Punkt "Inhaltsbasierte Füllung für transparente Bereiche ist nicht notwendig. Mit diesem Punkt füllt Photoshop lediglich den transparenten Rand inhaltsbasiert mit der Umgebung automatisch zusammen. Erstens funktioniert das fast nie befriedigend und zweitens werden wir denn Rand sowieso später wegschneiden.

Nun sehen wir das fast fertige Ergebnis. Alle drei Schärfeebenen sind nun mit einer zusätzlichen Maske versehen die genau aufzeigen wo die Schärfe (dargestellt in weiß) lag.

Zusammengenommen haben wir nun ein astreines Bild.

2 Punkte gilt es danach zu beachten. Es kann gerne auch mal vorkommen dass irgendwo ein paar Pixel nicht korrekt überblendet wurden Da hilft nur manuell nachzuhelfen etwa mit einem  Korrekturstempel oder gar mit einer leichten Maskierung des betreffenden Bereichs. Zoomt also ins Bild rein und nehmt Euch die Zeit für eine Überprüfung. Ein weiterer Aspekt sind die Wolken. Es
kann nämlich durchaus sein, dass sich während den Aufnahmen bzw. während man den Fokus dazwischen einstellt, sich die Wolken derart schnell bewegen, dass sich beim fertig gestapelten Bild einige Fehler bemerkbar machen. Wenn Ihr auf dieses Beispiel genau zum Himmel schaut, werdet Ihr erkennen dass sich an ein paar Stellen die Wolkenmuster wiederholen. Das kann unter diesen Umständen leider nicht vermieden werden aber auf jeden Fall sehr schnell und einfach  korrigiert werden. Nehmt dazu einfach eines der einzelnen Fotos (am besten der des Hintergrunds) und legt es über das gestackte Bild um mit einer schwarzen Maske einem weißen Pinsel und einer geringen Deckkraft, die Stellen auszumaskieren, bis Ihr zufrieden seid.

Und so sieht das fertige Bild aus:

Diese Technik ist sehr anspruchsvoll oder besser gesagt zeitraubend, besonders wenn die schnell ändernde Lichtsituation ein rasches handeln erfordert, bevor alles vorüber ist. Aber sie ist auf jeden Fall absolut vielversprechend und ich nutze es selber sehr oft und gerne.

Ich hoffe ich konnte Euch ein wenig behilflich sein und Ihr könnt gerne noch offene Fragen hier in der Kommentarfunktion stellen, damit ich Euch natürlich bei Unklarheiten weiterhelfen kann.

Link zum PSD Download 
(Datei ist 450 MB groß)

Love & Peace
Fabio

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