Der Herbst hielt dieses Jahr eine ganze Menge an schöne, sonnige und warmen Tage für uns bereit. Tagsüber stahlblauer Himmel und Nachts sternenklare Nächte. Über ne ganze Woche lang. Das schreit ja förmlich nach ein paar Fototrips und sogar ein Deep Sky Projekt konnte ich anfangen. Aber schön der Reihe nach 😀 Der Blausee war mein erster halt...
Samstag morgen recherchierte ich nochmals ganz spontan ein wenig über den Blausee, checkte die Wegstrecke und es verblüffte mich dass es bloß 90 km von mir entfernt ist. Aber 90 km sind in der Schweiz ein wenig anders zu rechnen, hier dauert einfach alles viel länger. Ich schnappte mir also meine beiden geliebten Kids und meine wundervolle Elena und wir machten uns auf dem Weg dahin. Der ganze Weg entlang staunten wir alle über die fantastische Landschaft. Alles war in in einem herbstlichen Farbköstum gekleidet und am liebsten wollte ich jeden Minute mit dem Auto anhalten und ein paar Fotos machen.
Nach eineinhalb Stunden sind wir endlich angekommen und im ersten Moment war ich ein wenig geschockt. Ich muss an dieser Stelle auch zugeben, dass ich noch nie am Blausee war aber was wir da erlebten war ein wenig befremdlich. Eine Schlange au Autos mitten auf der Strasse, überfüllte Parkplätze überall, Reisecars aus unterschiedlichen Ländern... es war voller Menschen und sogar ein Eintrittspreis musste bezahlt werden 😛 Ich habe wohl zu wenig recherchiert, aber ehrlich gesagt mache ich das auch nicht so oft. Wenn ich einen Ort das erste mal besuche, lasse ich mich gerne überraschen um die Umgebung auf mich wirken zu lassen und um selber die Details zu entdecken und diese Philosophie der Landschaftsfotografie zu erleben. Nun ja, die dortige Situation war doch ein wenig anders. Wir warteten fast ne halbe Stunde bis der Parkplatzwärter uns endlich zu einer engen Nische lotste. Ich quetschte das Auto mit einigen Manöver da rein und stiegen aus um die andere Schlange an der Kasse zu begutachten. Menschen wohin das Auge reicht und von überall her sind sie angereist.
Als wir uns der Schlange anschließten, merkten wir das kein einziger Deutsch redete. Französisch, spanisch, russisch, englisch, italienisch und noch ein paar andere Fremdsprachen die ich nicht einordnen konnte. Deutsch war nicht vertreten aber das war ja auch egal. Es ging schlicht um die ganzen Besucher. Gedanken kamen hoch, wie sieht es wohl am See aus. So groß ist er gar nicht dass sich die Leute einigermaßen gut verteilen konnten. Tja, nun waren wir hier und es gab kein zurück mehr, wäre sowieso keine Option gewesen. Ich will diesen See sehen und mit meinen liebsten den Tag genießen.
Mein Sohn bemerkte auf jeden Fall sofort dass es ein Fischerparadies war. Als "alter" Hase im Bereich der Meeresbewohner kennt er sich extrem gut aus und er kann ohne Witz über hundert verschiedene Süsswasser - und Salzwasserfische erkennen und bennennen. Seine Augen strahlen und er erkannte von weitem auch schon den Fisch Shop.
Der Weg zum See ist wahrlich ein sehr kurzer aber ich begutachtete die Umgebung sehr genau und ich wollte am liebsten in die Landschaft wortwörtlich eintauchen. Einfach unbeschreiblich schön. Aber beim See angekommen erschlug uns die Schönheit des Blausees. Die Farbe war so unglaublich unrealistisch dass uns der Atem stockte. Dieses satte türkis vermischt mit strahlenden grün und blautöne in Kombination mit den orangen, gelben und roten Herbstfarben der Bäume. Wirklich ein Traum! Aber was uns natürlich nicht gefallen hat, ist die Befürchtung die wir schon bei unserer Ankunft hatten. Es war komplett voll mit Leuten. Ein Hotel & Restaurant war zu unserer rechten überladen mit Menschen. Auf der Wiese auf der anderen Seite des Sees, lagen gefüllte 100 Menschen und wärmten sich auf, die weiteren pilgerten um den See herum, ein regelrechter Verkehr und ich überlegte mir was ich hier nun machen soll. Der erste Gedanke war:
Stempeln, stempeln, stempeln in Photoshop!
Aber wer bin ich, sagen zu können dass soviele Touristen hier waren? Einerseits kann ich das ja verstehen, es ist wirklich ein sehr kraftvoller und einzigartiger Ort, den man unbedingt mal besuchen sollte. Andererseits waren wir ja auch Besucher und somit teil dieser Masse. Wir haben auch unseren Beitrag für die Überfüllung zu tragen.
Wir liefen erstmal los und machten mal eine Runde um den kleinen See. Wir suchten ein paar gute Spots aus und konnte mir schon ein paar Perspektiven merken, die ich unbedingt angehen wollte. Mein Sohn sah auf dem Weg ein paar Fischer und trat sofort mit denen in Kontakt um zu fachsimpeln. Er blieb da und versuchte den verblüfften Angler zu erklären was sie alles falsch machten hahaha.
Wir gingen weiter und kamen endlich bei der Brücke an, die ich beim recherchieren zu Hause bemerkt habe. Da wollte ich unbedingt ein Bild davon machen. Ich versuchte ein paar Positionen und Perspektiven aus und es waren alle so wunderschön. Doch ich entschied mich dann für dieses.
Das Foto hab ich auch auf Facebook veröffentlicht und einige schrieben mich an, nur um zu sagen dass die Farben zu unrealistisch erschienen. Aber was soll ich denn machen? Es sah ja genau so aus und obwohl ich mich nicht zu rechtfertigen brauche, zeige ich hier halt auch das komplett unbearbeitete Bild, genau so wie es aus der Kamera raus kam.
Wie man sieht waren die Touristen allgegenwärtig und verlangten nicht nur beim fotografieren, sondern auch später in Photoshop, einige Techniken meinerseits um diese verschwinden zu lassen. Einiges konnte ich wegstempeln aber für die Leute auf der Brücke musste ich Maskierungstechniken anwenden. Ich erkläre Euch wie ich vorgenagnen bin:
Ich liess die Kamera auf dem Stativ und fotografierte mehrmals aus dem genau gleichen Winkel. Die Leute bewegten sich und liefen dann weiter, während andere erneut auftauchten. So hatte ich mehrere Fotos von der Brücke mit den Menschen an unterschiedliche Positionen. In Photsohop brauchte ich dann nur noch alle Bilder übereianderzulegen und die Stellen auszumaskieren, die ohne die Personen waren. So konnte ich mir wenigstens da, die sehr mühsame Stempelarbeit ersparen.
Aber es erwies sich im allgemeinen als eine sehr geduldige Angelegenheit. Immer wieder liefen die Leute ins Bild hinein und ich musste ne Menge Fotos verwerfen und immer wieder auf den richtigen Augenblick warten. Ein paar junge Mädchen aus Russland musste ich auch mal kurz bitten die Stelle für ein paar Minuten zu verlassen, damit ich wenigstens ein einziges Foto machen konnte.
Der Wanderweg um den See herum hatte viele Treppen die natürlich perfekt in Szene gesetzt werden konnten um eine Linie ins Bild zu führen. Das tat ich dann auch und war sehr begeistert davon.
Normalerweise fotografiere ich fast nie bei direkter Sonneneinwirkung. Zuviel Schatten, zuviel grelles Licht. Aber in diesem Fall, befand ich mich ja im Wald, geschützt von den farbenfrohen Blättern der Bäume und der See bekam auch direkt dieses absolut geniale Farbe. Als dann die Sonne hinter den Bergen verschwand, änderte sich auch die Lichtsituation. Nach knapp 2 Stunden entfernten wir uns vom See und wanderten ein wenig durch den Wald und erkundeten die Umgebung, die genau so fantastisch war. Doch langsam entschieden wir uns für den Heimweg und ich werde auf jeden Fall nochmals im Winter hierherkommen, wenn alles voller Schnee ist, zur blauen Stunde und mit einem sternenklaren Himmel.
Ach... wo ist eigentlich mein Sohn? Kaum ausgesprochen kam er schon um die Ecke angerannt mit einer cellophanierten Forelle in der Hand. Wir lachen und fragen nicht weiter nach. Zuhause hat er dann den Fisch selbst zubereitet und mit uns geteilt 🙂
Love & Peace
Fabio